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Bruno Mathsson

Bruno Mathsson

Bruno Mathsson hat ab Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts bahnbrechende Ideen zur Entwicklung des Möbeldesigns beigetragen. Zusammen mit dem Möbelschreiner Henry Thelander hat er Techniken entwickelt, um seine Ideen wahr werden zu lassen.

Aus dieser Zusammenarbeit ist die heutige Firma Bruno Mathsson International AB hervorgegangen, die Bruno Mathssons Entwürfe unverändert weiter produziert.

MÖBEX hat die Vertretung für Bruno Mathsson in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Zeitgenössischer Zeitungsartikel über Bruno Mathsson

Ein wenig gespannt auf das Treffen mit dem berühmten Möbeldesigner, war ich zeitig eingetroffen bei dem Heim seiner Kindheit, das auch Produktionsstätte und Büro war, in der Tånnögatan in Värnamo. Ich wartete darauf einen korrekten und strikten Architekten zu treffen. Pünktlich schwang ein feuerrotes Rover-Cabriolet mit offenem Verdeck auf den Hof. Hinter dem Lenkrad saß Bruno Mathsson in sportlichen Freizeitkluft abgerundet durch eine Fliegermütze aus Leder. Eine beeindruckende Ankunft, würdig eines Meisters der funktionalistischen Formen­sprache.

Solches berichtete der verstorbene Firmenleiter Henry Thelander über sein erstes Treffen mit Professor Bruno Mathsson. Das Treffen führte zu einer Freundschaft und Zusammenarbeit auf Lebenszeit. Henry Thelander wurde Bruno Mathssons graue Eminenz und sie arbeiteten Seite an Seite für fast 40 Jahre. Henry Thelanders Söhne, Bo und Dan, führen jetzt das Kulturerbe nach Bruno Mathsson weiter mit der Firma Bruno Mathsson International AB, sowie einer Tochtergesellschaft.

Bruno Mathsson wurde geboren, um eigentlich Schreiner zu werden. Sein Vater, Karl Mathsson, war Schreinermeister in der vierten Generation und es war der natürliche Lauf der Dinge, dass Bruno Mathsson in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte. Er musste das Handwerk von Grund auf lernen und erhielt auf diese Weise eine gründliche Kenntnis über Holztechnik und eine ausgeprägtes Gefühl für die Eigenschaften von Holz.

Für den jungen Bruno Mathsson war dies aber nicht genug. Er wurde früh fasziniert von den Möglichkeiten, die darin bestanden, die Form und Funktion von Möbeln in einer Symbiose mit einer hohen werkstofftechnischen Qualität aus Holz zu entwickeln. Er wurde von den Ideen des Funktionalismus eingefangen. Während der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich intensiv autodidaktisch. 1929 erhielt er die Möglichkeit, Bücher und Zeitschriften im Röhsska Kunsthandwerksmuseum in Göteborg auszuleihen. Bald wurden Kisten mit Büchern zwischen Värnamo und Göteborg hin und her geschickt. Bruno Mathsson lernte sogar den damaligen Museumsleiter, Gustaf Munthe kennen, ein Kontakt, der sich für seine spätere Karriere als bedeutungsvoll erweisen sollte.

Im Jahre 1930 hatte man eine Handwerks- und Industrieausstellung in Värnamo organisiert. Die Möbelschreinerei Karl Mathsson stellte dort einen traditionellen Barockstuhl aus flammbehandelter Kiefer aus, eine Arbeit, ausgeführt von Bruno Mathsson. Vom Handwerkerverein erhielt er ein Reisestipendium, was ihm ermöglichte im selben Jahr nach Stockholm zu reisen und unter Anderem die Stockholmmesse zu besuchen.

Diese Stockholmmesse, die den Durchbruch des Funktionalismus in Schweden bewirkte, wurde ein wichtiges Erlebnis für Bruno Mathsson. Er erhielt, obwohl er die Ausstellung mit kritischen Augen sah, einen wichtigen Einblick in etwas Neues, das dabei war sich zu entwickeln. Dieses, zusammen mit seinem intensiven Studium der Literatur, die er aus dem Röhsska Kunsthandwerksmuseum geliehen hatte, bewirkte, dass er sich vom Stildenken frei machte und eine eigene, neue Formen­sprache entwickelte.

Als Bruno Mathsson 1931 die Aufgabe erhielt, einen Stuhl für ein Wartezimmer im Krankenhaus von Värnamo zu entwerfen, probierte er zum ersten mal seine Theorien aus, einen Stuhl mit eingehängten Sattelgurten zu schaffen, um ein bequemes Sitzen ohne zusätzliche Polsterung zu erhalten. Der Stuhl war aus massivem Holz hergestellt, mit separatem Sitzrahmen und einem Gestell mit Armlehnen. Das Krankenhauspersonal taufte den Stuhl "Grashüpfer". Es fand, dass die Stühle schrecklich aussahen und stellte sie nach einiger Zeit auf den Dachboden. Nach Bruno Mathssons Durchbruch kamen sie jedoch wieder zur Ehre.

Bruno Mathsson hatte mittlerweile Blut geleckt und machte enthusiastisch weiter, seine Ideen zu entwickeln. Er studierte genau "die Mechanik des Sitzens". Um den perfekten Sitzwinkel zu erhalten setzte er sich unter Anderem in eine Schneewehe, um den Abdruck, den sein Körper hinterlassen hatte zu studieren. Gleichzeitig fing er an mit Techniken für formgespanntes Holz zu experimentieren, was ihm die Möglichkeit eröffnete, eine große Festigkeit mit abgestimmt dimensionierten Details zu erreichen.

Aus dieser Tätigkeit ergab sich, dass Bruno Mathsson in den Jahren 1933 - 1936 eine Serie Stühle entwarf, die drei Grundstühle, die Arbeitsstuhl, Ruhe- und Liegestuhl Modell 36 genannt wurden. Sie waren konstruiert mit einem Sitzrahmen aus massivem Holz, der mit Sattelgurten bespannt wurde sowie einem separaten formgespannten Gestell.

Der Museumsleiter des Röhsska Kunsthandwerksmuseum in Göteborg, Gustaf Munthe, lud Bruno Mathsson ein, eine Ausstellung zu gestalten. Dieses ermöglichte ihm, seine Möbel einem größeren Publikum zu präsentieren. Am 14. März 1936 wurde die Ausstellung eröffnet. Man zeigte unter Anderem die neue Stuhlserie sowie den genialen Klapptisch. Die Ausstellung wurde ein großer Erfolg und bedeutete den Durchbruch für Bruno Mathsson und die Anerkennung als Designer in Schweden.

Schon 1937, ein Jahr nach der Ausstellung im Röhsska Kunsthandwerksmuseum war er auf der Weltausstellung Paris Expo dabei, wo er einen Grand Prix für sein Bett Paris erhielt. Auf dieser Ausstellung genossen seine Möbel große Anerkennung und Bewunderung und wurden weltweit gefragt. Der Leiter der Designabteilung des Museum of Modern Art in New York, Edgar Kaufmann jr., sah Bruno Mathssons Stühle auf der Ausstellung und war sehr interessiert. 1939 bestellte das Museum Stühle für einen neuen Anbau des Museums. Im gleichen Jahr wurden seine Möbel unter Anderem auf der Weltausstellung in New York sowie der Golden Gate-Ausstellung in San Francisco präsentiert.

Der damalige große Kulturpapst des schwedischen Handwerkerverbandes, Gotthard Johansson, hatte das Museum of Modern Art besucht und dort Bruno Mathssons Möbel wahrgenommen. Am 11. Mai 1940 schrieb er einen längeren Artikel lyrisch im Svenska Dagbladet: "Ein wirklich moderner, schwedischer Möbelkünstler nimmt eine Sonderstellung ein. Sein bald international hervorragender Name ist Bruno Mathsson aus Värnamo und er ist bald ohne Zweifel eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten der schwedischen Kunstindustrie." "… als ich im Sommer die Möbel in dem exklusivsten Ausstellungsräumen der Welt fand, fühlte ich zum ersten mal in meinem Leben einen heimlichen Stolz nur 20Km entfernt von Värnamo geboren worden zu sein." Dies war eine Initialzündung, die viel für Bruno Mathsson bedeuten sollte.

Nach der unfreiwilligen Isolierung während der Kriegsjahre konnte Bruno Mathsson zusammen mit seiner Frau Karin in den Jahren 1948-49 eine längere Reise in die USA unternehmen. Während dieser Reise wurde das Ehepaar durch die Hilfe von Edgar Kaufmann jr. mit allen großen Architekten des Landes bekannt gemacht.

Diese Kontakte inspirierten unter Anderem Bruno Mathsson seine berühmten Glashäuser zu schaffen. Das erste war die Ausstellungshalle in Värnamo, die 1950 vollendet wurde. Eine Betonplatte wurde direkt auf die Erde gelegt und wurde mit einer elektrisch betriebenen Fußbodenheizung versehen.

Eine der Wände bestand aus Ziegelmauerwerk, die drei übrigen aus Bruno Mathssons eigenem Patent Brunopane, bestehend aus dreilagigem Glas, bei welchem die Zwischenräume mit isolierendem Stickstoff gefüllt waren. Der Bau wurde viel beachtet. Er war geprägt durch die Nähe zur Natur, das Einfache und Funktionelle spiegelte Bruno Mathssons Leidenschaft für Licht wieder.

Ein Jahrzehnt lang wurde eine beträchtliche Anzahl von Glashäusern nach den Prinzipien Mathssons geliefert und errichtet. Jedoch stieß man oft auf Widerstand bei den Bauanträgen. In den einzelnen Gemeinden wurden die neuen Konstruktionen, die das Haus besaß, in Frage gestellt. Bruno Mathsson wurde nach und nach den Widerstand, der ihm entgegen gebracht wurde, leid und beendete seine Bautätigkeiten. Nach 1960 wurden keine Häuser mehr für Kunden gebaut.

Das Ehepaar Mathsson, das in einem gemieteten Flügel des Herrgårdspensionat Toftaholm wohnte, baute sein erstes eigenes Haus 1960 in Frösakull bei Halmstad. Ein Sommerhaus, bei dem die Grenze zwischen innen und außen fast verwischt ist. 1964-65 wurde südlich von Värnamo ein Haus am Strand des Sees Vidöster errichtet und 1973 ein Haus in Vilamoura in Portugal, wo das Ehepaar Mathsson viele Winter verbrachte.

In der Zeit nach 1960 wandte sich Bruno Mathsson wieder dem Möbeldesign zu, welches in einer großen Zahl von Möbeln sowohl aus Stahl als auch aus Holz resultierte. Zusammen mit dem dänischen Dichter und Mathematiker Piet Hein entwickelte er den Superellipsentisch und das Spannbein.

1969 wurden Mathsson-Möbel zum ersten mal in Japan gezeigt. Im September 1974 unternahmen Karin und Bruno Mathsson ihre erste Resie nach Japan. Auf japanische Bestrebungen hin wurde eine Ausstellung im Swedish Center Building in Tokyo eröffnet. Während des Jahres 1976 entwickelte Bruno Mathsson eine für Japan angepasste Möbelkollektion und eine japanische Lizenzproduktion entwickelte sich langsam. Heute werden sowohl die lizenzproduzierten Möbel als auch die in Schweden produzierten Möbel auf dem japanischen Markt angeboten.

Bruno Mathsson unternahm eine Anzahl Reisen nach Japan und nahm zufällig an einer Podiumsdiskussion in Tokyo mit mehreren hundert Innenarchitekten teil. Dr. Phil. Ulf Hård af Segerstad, Feuilletonist beim Svenska Dagbladet referierte: "Sie waren interessiert an der 'Mathssonschen Methode', die vielleicht nicht so einfach zu erklären ist, auch nicht für den besten Dolmetscher. Am Ende bestellte Bruno Mathsson ein großes Stück Skizzierpapier, legte es auf den Boden, bat einen der Zuhörer, sich seitlich auf das Papier zu legen und zog dann mit einem Bleistift eine mehr oder wenige elegante Kontur entlang dem japanischen Rückrat von den Schultern bis zu den Füßen. Der hinterlistige pädagogische Trick weckte traditionell verhaltene japanische Begeisterung und entlarvte drastische Unterschiede zwischen fernöstlichem Sitzen auf dem Boden und westlichem Sitzen auf Stühlen."

Zurück von seinen Japanreisen setzte Bruno Mathsson unverdrossen seine Schaffenstätigkeit fort. Er war jetzt ein Mann, der weltbekannt war. Als er z.B. wieder mit einer Ausstellung im Museum of Modern Art in New York zurückkehrte, titelte die New York Times in einer Überschrift "Bruno is back". Er erhielt überdies eine Anzahl von Auszeichnungen, unter welchen man folgende nennen kann: Gregor Paulsson Statuette (1955), Prinz Eugen Goldmedaille (1965), Ritter des königlichen Vasaordens (1967), Mitglied in The Royal Society of Art, London (1978), sowie der Professorentitel durch die schwedische Regierung (1981).

Bruno Mathsson war ein besonderer Künstler, eigenwillig, småländisch starrsinnig und clever. Er lebte mit und für seine Kunst und schien nie müde zu werden in seinem Eifer neue Möbel für eine neue Zeit zu entwerfen. 1981 schuf er, 74-jährig einen PC-Arbeitsplatz. Der Arbeitsplatz ist mit einem sogenannten Flügel versehen, der die Schultern des Nutzers entlastet. 1986 verließ das letzte Möbel Bruno Mathssons Zeichentisch, der Stuhl Minister.

Schwer von Krankheit gezeichnet starb Bruno Mathsson 1988, jedoch hinterließ er ein reiches Kulturerbe. Seine Möbel erscheinen für immer jung, sie werden betrachtet als Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand. Sie werden in Museen ausgestellt und doch gleichzeitig als modern, frisch und funktionell von uns erlebt.